Social-Media gestützte Marktforschung für ein Berggasthaus
Ausgangssituation
Ein traditionelles, als Familienbetrieb geführtes, Berggasthaus in den Alpen hatte sich über Generationen hinweg gut am Markt positionieren können. Wie in der gesamten Gastronomiebranche hängt der Erfolg stark von Speisen, Service und Atmosphäre ab – und vom Ruf im Internet.
Die Gastronomie steht seit Jahren unter Druck: steigende Kosten, Personalmangel und ein verändertes Gästeverhalten haben vielerorts zu Umsatzrückgängen geführt. Für das untersuchte Berggasthaus bedeutete das: Es musste seine Angebote verbessern und sich klarer differenzieren, um Gäste nicht zu verlieren.
Auf Plattformen lagen bereits mehrere Hundert (teils auch sehr negative) Rezensionen vor. Doch bisher wurden diese nicht systematisch ausgewertet. Damit blieb wertvolles Feedback ungenutzt, das hätte zeigen können, wo das Haus stark ist und wo Verbesserungsbedarf besteht. Außerdem wurden Beiträge über Mitbewerber bisher nicht ausgewertet um die Beiträge über das eigene Haus in Kontext setzen zu können.
Die zentrale Frage lautete daher:
Wie können Gästebewertungen als günstiges Marktforschungsinstrumengenutzt werden, um das Angebot weiterzuentwickeln und die Zufriedenheit zu steigern?
Strategie
Die Lösung bestand in einem qualitativen Social-Media-Monitoring. Anstatt nur Sternebewertungen zu zählen, wurde der Inhalt der Rezensionen genau untersucht: Welche Themen tauchen immer wieder auf? Wo gibt es Lob, wo Kritik?
Die Vorgehensweise:
Kanalauswahl: Fokus auf Google und Tripadvisor, da dort die meisten und aktuellsten Bewertungen vorhanden sind.
Auswahl Mitbewerber: Fokus auf Berggasthäuser in verschiedenen Regionen im deutschsprachigen Alpenraum mit ähnlicher Zielgruppe sowie einer hohen Anzahl an Bewertungen.
Datensammlung: Analyse von über 250 Beiträgen zu diesem Berggasthaus sowie ergänzend Rezensionen anderer Häuser in den Alpen.
Filterung: Entfernen von irrelevanten Beiträgen und gewichten der verbliebenen Beiträge hinsichtlich der Aussagekraft (Bspw. ist die Relevanz von Beiträgen die gleichzeitig loben, als auch kritisieren am größten).
Themenclustering: Strukturierung in Kategorien wie Speisenqualität, Service, Preisniveau, Kinderfreundlichkeit und Regionalität.
Ableitungen: Entwicklung konkreter Vorschläge für Verbesserungen und Innovationen.
Probleme und Wünsche der Zielgruppe
Durch die qualitative Analyse der Beiträge über das eigene Berggasthaus, sowie ähnlicher Berggasthäuser konnten die folgenden Problem- und Wunsch Cluster identifiziert werden:
Speisenqualität: Großes Lob für Geschmack und Qualität, aber vereinzelt Kritik an fehlender Abwechslung.
Service: Häufig als freundlich beschrieben, gelegentlich aber auch Probleme durch Wartezeiten oder Missverständnisse. Die meisten kritischen Bewertungen beziehen sich auf den Service.
Kinderfreundlichkeit: Unterschiedliche Wahrnehmungen – von sehr herzlich bis klar verbesserungswürdig. In Relation zu positiven Beiträgen ist die Kritik an der Kinderfreundlichkeit am größten.
Preisniveau: Mehrheitlich als fair empfunden, manche Gäste empfanden es als leicht erhöht.
Regionalität: Stark positiv bewertet, Gäste schätzten die lokale Küche.
Produktoptimerungen/-innovationen
Basierend auf den Problemen und Wünschen der Zielgruppe konnten folgende Produktoptimerungen/-innovationsvorschläge ermittelt werden:
NFC-Quiz:
- Problem: Lange Wartezeiten und gemischte Wahrnehmung der Kinderfreundlichkeit.
Lösung: Interaktiver Rätsel-Pfad per NFC-Chips in der Tischdeko; am Ende wartet eine kleine Belohnung. Inhalte lassen sich auch für Erwachsene adaptieren.
Nutzen: Beschäftigt Gäste sinnvoll, senkt die gefühlte Wartezeit und verbessert das Erlebnis am Tisch.
Neuer Spielplatz:
Problem: Kritische Rückmeldungen zur Kinderfreundlichkeit als potenzieller Wettbewerbsnachteil.
Wunsch: Explizite Forderungen nach einem Kinderspielplatz.
Lösung: Neuer Spielplatz inkl. jährlicher Sicherheitsprüfung; Investitionsrahmen ab ca. 9.500 €.
Nutzen: Höhere Aufenthaltsqualität für Familien, entspanntere Eltern – positiv für Verweildauer und Weiterempfehlungen.
Vegane regionale Menüoptionen:
Wunsch: Gästefeedback fordert vegane Optionen und klaren Regionalitätsbezug.
Lösung: Einführung veganer, regional inspirierter Gerichte
Nutzen: Sichtbares Bekenntnis zu Regionalität & Vielfalt; spricht neue Zielgruppen an und stärkt das Markenprofil.
Kinderwagenstellplätze:
Problem: Engpässe im Gastraum und Stressmomente für Familien mit Kinderwagen.
Lösung: Ausgewiesene Kinderwagenstellplätze nahe Eingängen/Kommunikationswegen.
Nutzen: Mehr Platz im Service, reibungslosere Wegeführung und spürbar bessere Familien-Experience.
Teildigitalisierung des Service:
Problem: Serviceengpässe, lange Laufwege, Wartezeiten.
Lösung: Digitale Bestellung & Bezahlung in ausgewiesenen Bereichen; klassische Bedienung bleibt parallel bestehen.
Nutzen: Kürzere Durchlaufzeiten, entlastetes Personal, freundlichere Interaktionen durch weniger Stress.
Aufbau eines YouTube Kanals im Bergsportbereich
Ausgangssituation
Die Aufgabe: Aufbau eines YouTube-Kanals in einer engen Nische – alpine Routen und Touren hauptsächlich in der Ostschweiz. Die Herausforderung bestand darin, trotz des sehr spezifischen Themas eine relevante Reichweite zu erzielen und die Inhalte so zu gestalten, dass sie auch langfristig sichtbar bleiben.
Strategie
Evergreen-Content: Inhalte so aufbereitet, dass sie auch Monate oder Jahre später noch gefunden werden.
Fokus auf Bergsportnische (CH): konsequente Ausrichtung der Inhalte auf Suchanfragen rund um alpine Touren
Visuelles Storytelling: klare, ansprechende Bilder und eine konsistente Präsentation, die Klicks und Views fördert.
SEO-Optimierung auf YouTube: gezielte Auswahl von Titeln, Beschreibungen, Tags und Thumbnails.
Umsetzung
Kontinuität
Durch kontinuierliche Content Veröffentlichung während des Projektzeitraums konnten Zuschauer:innen verlässlich neue Inhalte erwarten
Analytics
Gezielter Einsatz von YouTube-Analytics, um Themen mit hoher Nachfrage zu identifizieren
Einheitliches Video-Branding
Ähnliche Storytelling-Methoden und konsistente Thumbnail-Gestaltung sorgen für ein einheitliches Gefühl und einen Wiedererkennungswert.
Authentizität
Unverfälschte Eindrücke von alpinen Routen, ohne künstliche Inszenierung – nah am realen Erlebnis.
Ergebnisse
Hohe Sichtbarkeit für ausgewählte Videos, die auch nach Monaten/Jahren kontinuierlich neue Zuschauer:innen anziehen.
Aufbau einer stetig steigenden Reichweite mit tausenden Views, trotz stark spezialisierter Nische.
Optimierung durch Daten: Durch die Auswertung von YouTube-Analytics (Klickrate der Thumbnails, durchschnittliche Watch Time, Zuschauerbindung) konnten Inhalte gezielt verbessert und so die Sichtbarkeit einzelner Videos gesteigert werden.
Starke Performance einzelner Inhalte: Bestimmte Tourenvideos konnten sich als „Einstiegscontent“ etablieren und ziehen überproportional viele neue Zuschauer:innen auf den Kanal.
Kurzprojekt: Entertainment-YouTube-Shorts
Ausgangssituation
Ziel war es, in einem kurzen Testzeitraum einen reinen Entertainment-Kanal aufzubauen und zu prüfen, wie sich Reichweite über YouTube Shorts kurzfristig entwickeln kann.
Strategie
Entertainment-Content: Kurze, aufmerksamkeitsstarke Clips mit humorvollem Charakter mit Ausrichtung auf Gen Z und Gen alpha.
Schnelle Produktion & Upload-Frequenz für maximale Sichtbarkeit innerhalb des Testzeitraums.
YouTube Shorts als primäres Format, um vom hohen organischen Reichweitenpotenzial zu profitieren.
Umsetzung
Laufzeit des Projekts: August bis Oktober 2023.
Veröffentlichung mehrerer Kurzvideos pro Woche mit Fokus auf kulturell relevante Signale die von der Zielgruppe erkannt werden.
Fokus in der Analyse und Planung auf Algorithmus-Signale wie Watchtime und Hooks.
Ergebnisse
154.000 Aufrufe und 548 Stunden Wiedergabezeit innerhalb von nur drei Monaten.
+184 Abonnenten ohne bezahlte Werbung.
Einzelne Shorts erzielten über 10.000 Views und zeigten, wie schnell Reichweite mit dem richtigen Format entstehen kann.
Omnichannel-Kampagnenstrategie für eine Rechtsanwältin
Ausgangssituation
Das Problem: Viele Menschen suchen heute bei arbeitsrechtlichen Themen, wie Kündigungen, Vertragsverhandlungen oder Mobbing, zuerst online nach Antworten. Dort stoßen sie jedoch auf eine Vielzahl an Kanzleien, die scheinbar alle das Gleiche anbieten. Für Ratsuchende ist es schwer zu erkennen, wem sie vertrauen können.
Eine Rechtsanwältin in Düsseldorf wollte sich im Bereich Arbeitsrecht stärker am Markt positionieren. Zwar hatte sie bereits eine professionelle Website, doch fehlte die Sichtbarkeit und das Vertrauen bei potenziellen Mandant:innen.
Hinzu kommt: Der Rechtsmarkt hat sich stark verändert – es gibt mehr Angebote als Nachfrage. Kanzleien müssen deshalb aktiver auf Mandant:innen zugehen und sich klar vom Wettbewerb abheben.
Für die Anwältin bedeutete das konkret:
- Wie werde ich von den richtigen Personen überhaupt gefunden?
- Wie schaffe ich Vertrauen, bevor ein erstes Gespräch stattfindet?
- Wie gelingt es, aus Interessierten echte Mandant:innen zu machen?
Um genau diese Probleme zu lösen wird eine Marketingkampagne mit Fokus auf Brand-Building entlang der Client-Journey umgesetzt.
Client-Journey
Aufmerksamkeits-/Informationsphase
- Awareness (Bewusstsein): Der Mandant erkennt, dass er rechtliche Unterstützung braucht – etwa durch gesetzliche Vorgaben oder konkrete Probleme im Arbeitsalltag.
Favorability (Favorisierung): Der Mandant beginnt aktiv zu recherchieren, informiert sich online und verschafft sich einen ersten Überblick über mögliche Kanzleien.
Auswahlentscheidungsphase
- Consideration (Abwägung): Der Mandant vergleicht verschiedene Kanzleien, prüft deren Angebote und wägt Vor- und Nachteile ab, bevor er enger in die Auswahl geht.
- Intent to Purchase (Kaufanreiz): Auf Basis der gesammelten Informationen entscheidet sich der Mandant für eine Kanzlei – oft wird noch ein letzter Anstoß benötigt, um wirklich aktiv zu werden.
- Conversion (Umsetzung): Der Mandant handelt und nimmt die Beratungsleistung tatsächlich in Anspruch – die Kanzlei wird zur ersten Anlaufstelle für sein Anliegen.
Nachberatungsphase
Post Purchase
- (Nachkauf): In dieser Phase bewertet der Mandant seine Erfahrung mit der Kanzlei – sowohl den Beratungsprozess als auch das Ergebnis. Diese Eindrücke bestimmen, ob er die Kanzlei weiterempfiehlt oder bei einem neuen Anliegen erneut beauftragt.
Analog zur Customer-Journey prägen Butzer-Strothmann & Kirste den Begriff der Client-Journey, also den Weg von potenziellen Mandant:innen von einerm ersten Kontakt zur Kanzlei bis hin zu einer langfristigen Mandant:innenbindung.
Der wichtigste Zeitpunkt für die Auswahl einer Kanzlei, der Zero Moment of Truth, liegt in der Aufmerksamkeits-/Informationsphase Der Fokus für die Marketingkampagne wird auf die Aufmerksamkeits-/Informationsphase gelegt. Da ein wichtiges Ziel der Kampagne das Schaffen von Vertrauen ist, sollte basierend auf dem Trusted-Advisor-Konzept, eine konsistente Botschaft über alle Kommunikationswege erfolgen. Aus diesem Grund ist es Sinnvoll eine Omnichannelstrategie (Vernetzung der Kommunikationskanäle bei gleichbleibendem Erlebnis) anzuwenden. Im Folgenden wird gezeigt welche Kanäle ausgewählt wurden um die Zielgruppe in den richtigen Phasen der Client-Journey mit den richtigen Botschaften zu erreichen.
Strategie
- SEA:
Anzeigen für Suchbegriffe wie „Kündigung Arbeitsrecht Hilfe Düsseldorf“.
Ziel: Sichtbarkeit genau in dem Moment, wenn Betroffene aktiv nach Lösungen suchen.
Passt zum Zero Moment of Truth – dem entscheidenden Augenblick, wenn Mandant:innen erstmals Kontakt zur Kanzlei aufnehmen.
Website:
Extra-Seite mit Infos zum Event und einem Anmeldeformular. Ergänzt durch weiterführende Inhalte (z. B. FAQs, Download-Material). Rolle in der Informations- und Entscheidungsphase: Interessierte können sich unverbindlich informieren und erste Hürden abbauen.
PR:
Pressemitteilungen in lokalen Medien über das Event und seine Relevanz. Ziel: Glaubwürdigkeit durch journalistische Berichterstattung. Unterstützt die Aufmerksamkeits/-Informationsphase, indem die Kanzlei als kompetent und vertrauenswürdig dargestellt wird.
Event:
Fachvortrag in den Kanzleiräumen zum Thema Arbeitsrecht. Ziel: Vertrauen schaffen durch persönlichen Kontakt und Fachkompetenz. Passend zur Informationsphase: Ratsuchende bekommen konkrete Antworten und erleben die Anwältin persönlich.
Facebook:
Gezielte Werbeanzeigen für die definierte Zielgruppe (Männer, 30–39 Jahre, NRW). Event-Livestream für alle, die nicht vor Ort sein können. Rolle in der Aufmerksamkeits/-Informationsphase: Niedrigschwelliger Zugang zur Kanzlei und Erweiterung der Reichweite.
Link oder QR-Code führen zu der Landingpage auf der Website.
Search Engine Advertising führt auf die Landingpage der Website.
Informationen zum Event, sowie vertrauensschaffende Signale durch PR führen zum Event.
Über Facebook-Ads werden Conversions zu der Landingpage auf der Website generiert.
Informationen und Daten führen direkt zum Event.
Livestream des Events, um die Barriere zur Teilnahme möglichst gering zu halten.
Der Mehrwert und die Problemlösungsrelevanz des Events für die Zielgruppe wird dargestellt und führt Teilnehmende zum Event.
QR-Code führt zu weiterführenden Inhalten (z. B. FAQs, Download-Material) auf Website.
Zentraler Kanal der Kampagne ist ein Event im Infotainment-Stil. In Form eines verständlichen Vortrags können Interessierte schon in der Informationsphase abgeholt werden. Gleichzeitig trägt das Event dazu bei, Vertrauen aufzubauen: durch Fachwissen, persönliche Nähe und eine emotionale Bindung zur Kanzlei. Weitere Kanäle dienen der Unterstützung des Events oder führen zu dem Event.
Ergebnisse
Mehr Sichtbarkeit: Durch Google Ads und PR wird die Kanzlei von potenziellen Mandant:innen in NRW überhaupt erst wahrgenommen.
Vertrauensaufbau: Das Event und die einheitliche Kommunikation über alle Kanäle vermittelten Kompetenz und Seriosität.
Konsistente Botschaft: Egal ob Website, Anzeige oder Presseartikel – die Wahrnehmung der Kanzlei bleibt überall gleich: sachlich, professionell und vertrauenswürdig.
Niedrige Einstiegshürden: Über die Landingpage und den Facebook-Livestream können Interessierte unverbindlich teilnehmen und die Kanzlei kennenlernen – ohne sofort einen Termin vereinbaren zu müssen.
Was das konkret bedeutet:
Interessierte werden nicht mit Werbung überflutet, sondern an den richtigen Punkten ihrer Reise abgeholt.
Aus anfänglicher Unsicherheit („Wem kann ich vertrauen?“) wird Schritt für Schritt ein Gefühl von Sicherheit und Kompetenz.
Damit steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass Ratsuchende die Anwältin als erste Wahl für arbeitsrechtliche Fragen wahrnehmen.